Dienstag, 27. November 2007
Nach eineinhalb Jahren endlich wieder Kung Fu
Ich will keinem was vormachen - der wahre Grund, warum ich vor rund 8 Jahren mit Kung Fu angefangen habe, war The Matrix, ein Film der mich auch sonst sehr tief an vieles erinnert hat, was mir in mir viel bedeutet. Die Beschreibung von Kung Fu in der Wikipedia gefällt mir nicht besonders, da dort viel von "durch Bemühung etwas erreichen" steht. In meinen Augen ist das Einzige, was man durch Bemühung erreicht, dass man innerlich verhärtet. Der Weg in die Erleuchtung geht in meinem Verständnis über Mühelosigkeit, da nur das Aufrecht-Erhalten von Illusionen Bemühung kostet - die Wahrheit ist leicht, und einfach... und eben mühelos. Yogas Chitta Vritties Nirodh (diesen Spruch, den auch Aaravindha sehr gerne zitiert, werde ich vielleicht mal bei Gelegenheit näher beleuchten).

Für mich ist Kung Fu viel mehr die Faszination, seinen Körper in einer bestimmten Form zu bewegen, und diese Form vollkommen mit seiner Bewusstheit zu erfüllen - und zwar vollkommen mühelos.

Ich liebe die vollkommen freie Form - daher tanze ich gerne (und habe nie irgendwelche Standard-Tänze gelernt, sondern mich immer lieber authentisch und frei zur Musik bewegt, wie es halt gerade geflossen ist, bzw. fliesst), aber ich liebe auch die traditionellen Tier- und Waffenformen, speziell des Süa Lag Hang-Stils. Nach meiner letzten Prüfung bin ich in der Stufe Gottesanbeterin.

In der meiner Ansicht nach besten Kung Fu Schule in München, der Schule von Ajahn Lao hatte ich zu Beginn auch ein Jahr lang Tai Chi gelernt und auch die erste Prüfung bestanden - danach hatte ich aber leider kaum noch Zeit, Tai Chi aktiv weiter zu lernen. Gelegentlich geniesse ich es aber sehr, an schönen Plätzen (z.B. im Westpark in München) die Grundform zu üben.

Aus vielerlei Gründen, vor allem einem recht fiesen Zeckenbiss mit nachfolgender Borreliose-Infektion, habe ich dann die letzten rund 1 1/2 Jahre pausiert.

Ich hatte schon seit einiger Zeit vor, endlich wieder zu trainieren - und heute war es dann endlich soweit. Ich freu mich!!!

Obwohl ich mich beim Training etwas geschont habe (aber immerhin gingen 4 1/2 Minuten Pferdstellung, eine Minute länger als beim letzten Versuch bei mir zu Hause). Ich merke, dass ich die ganzen Formen wieder üben muss, weil ich doch einiges vergessen habe - angenehmerweise geht das Lernen aber enorm schnell, weil die Erinnerung nur etwas verblasst, aber keineswegs ganz ausgelöscht ist.

... und ich merke, dass ich meinen Körper wieder auf Vordermann bringen muss. 32 Jahre sind nicht 23 Jahre, und das viele vorm Computer sitzen ist der Fitness nicht wirklich zuträglich...

Ich bin sehr gespannt, ob die Pranaprabhas gegen Muskelkater hilft, die ich gerade gemachte habe, bevor ich hier diesen Blog eintrag angefangen habe. Jedenfalls fühle ich mich durchaus besser als vorher. Was ein wenig "Licht", auf die richtige Art und Weise durch den Körper geleitet, so alles bewirken kann ;-)

Ein alter Kung Fu Freund (der inzwischen die Schwert-Form lernt, auf die ich mich am allermeisten freue - Stufe 8, ich komme) hatte mir nach dem Training noch ein Restaurant empfohlen, welches ich sowieso schon immer ausprobieren wollte: das KAEDE. Es ist ein japanisches "Bio-Vegan Restaurant". Obwohl ich mich nicht vegan ernähre (ich verzichte nur aus Gründen von Ahimsa darauf, individuierte Lebewesen zu essen, die einfach nicht dazu gedacht sind, getötet zu werden, nur damit Menschen etwas zu essen haben - ich pflege also eine vegetarische Ernährungsweise ohne Fleisch und Fisch... Fisch übrigens auch deswegen nicht, weil für mein Gefühl einfach zu viele Fischer zu unachtsam sind, und dabei zu viele Delfine "so nebenbei" ihr Leben lassen müssen), mag ich durchaus vegane Küche (und habe soeben den wahrscheinlich längsten Satz in der Geschichte diese Blog verfasst, was ich keineswegs als Qualitätsmerkmal sehe, es jetzt aber auch nicht korrigieren werde).

Nun, ich hatte mir indisches Essen in den Kopf gesetzt. Also fuhr ich zu einem Inder, den ich an sich gerne mag. Dort angekommen freute ich mich zuerst über den Duft der Räucherstäbchen. Es ist ein großes Restaurant. Auf dem Weg zur Bar, an der zwei Ober standen, erschlug mich dann aber eine Schwade giftigen Zigarettenrauchs. Also fragte ich nach dem Nicht-Raucherbereich - und was sagten mir die beiden netten Herren "Nichtrauchbereich? So etwas haben wir nicht". Hm... ich hielt einen Moment inne, und spürte nach, ob ich mein Geld einem Restaurant geben wollte, welches meine Lungen mit Füßen tritt. Nein, das möchte ich nicht - also ging ich. Vielleicht versuche ich es nächstes Jahr nochmal harr harr.

Erstmal fühlte ich einen gewissen Frust, da ich schon Hunger hatte, und erstmal planlos war... Wo sollte ich hingehen? Dann aber erinnerte ich mich an die Empfehlung (nicht soooo schwer, sie war ja gerade 20 Minuten alt), und ging in's KAEDE. Gute Idee. Das KAEDE ist nicht nur bio und vegan, sondern auch ein Nicht-Raucher Restaurant.

Dazu mag ich noch etwas anmerken: Ich finde es wichtig, dass jeder tun und lassen kann, was er bzw. sie möchte. Von der Prohibition irgendwelcher Substanzen, die irgendwelche Menschen halt konsumieren wollte halte ich überhaupt gar nichts (genau genommen sehe ich es eher so, dass das eine Menge Schaden kreiiert - aber das ist eine alte Geschichte, die ich jetzt hier nicht vertiefen werde). Nur: In dem Moment, in dem mein Handeln anderen Menschen schadet, z.B. indem sie die Luft atmen müssen, die ich mit meiner Zigarette verpeste, ist für meinen Geschmack eine Grenze überschritten, die nicht überschritten werden sollte.

Insofern sieht eine "gerechte Welt" für mich so aus, dass Raucher rauchen können, so viel sie wollen - aber nur an Orten, an denen das niemand anderes beeinträchtigt. Very simple, very easy, very understandable... Ich hätte auch nichts gegen "Raucher-Räume" in Restaurants, so lange der Rauch nicht in die Nicht-Raucher-Räume quillt. Und von mir aus kann es auch Raucher-Restaurants geben - nur gehe ich da nicht mehr hin. Wie gesagt: Was ich mit meinem Geld unterstütze, ist meine Entscheidung - und diese Macht nehme ich mir.

Am Ende wird diese Welt von jedem Einzelnen gestaltet. Sie wird nicht von Politikern gestaltet, und auch nicht von Konzernen. Wer so denkt, hat seine Verantwortung - und damit auch seine Macht - abgegeben.

Ich finde, es ist Zeit, sich diese Verantwortung - und damit auch diese Macht - zurück zu nehmen. Deswegen war ich heute wieder im Kung Fu, und danach im KAEDE ;-)

... und deswegen hole ich jetzt meine Morgenmeditation nach, die ich heute morgen aufgrund eines Termins um 9:00 und ins Bett gehen um 2:00 (wegen eines für mich äußerst interessanten Hinweises auf Ben Underwood - Beitrag dazu folgt... vielleicht), einfach nicht untergebracht habe.

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